Wenn jedes Öffnen eines Newsletters, jeder Klick auf einen Link nachverfolgt wird, kannst Du Dich davor überhaupt schützen? Und dadurch Deine Privatsphäre schützen?
Ja, und einfacher, als Du denkst. Hier erfährst Du wie.
Die Serie über Email-Tracking
Dies ist nun auch die letzte Folge der 3-teiligen Miniserie über E-Mail-Tracking.
Was ist E-Mail-Tracking?
Begonnen hat das Ganze mit Folge 28 zum Thema „Was ist E-Mail-Tracking überhaupt?“: Unter Email-Tracking versteht man das Verfolgen, das Ausspähen unseres E-Mail-Verhaltens.
Werbetreibende schauen sich an
- wenn ich eine Werbe-E-Mail oder einen Newsletter bekomme,
- wann ich den lese,
- wann ich den öffne,
- wie oft ich den lese,
- von wo,
- und mit welchen Geräten.
Wie funktioniert Email-Tracking?
Dann in der letzten Folge haben wir uns im Detail angeschaut, wie funktioniert Email-Tracking?
Wir haben zwei Mechanismen identifiziert, die benutzt werden, um unser Verhalten auszuspähen.
- Das eine ist das Nachladen von Inhalten, also typischerweise von Bildern, um damit zu erkennen, ob wir eine E-Mail geöffnet haben, indem diese Bilder aus dem Netz angefordert werden und damit der E-Mail-Sender sieht, ich habe diese E-Mail geöffnet, weil das Bild angefordert wird.
- Der 2. Mechanismus waren modifizierte Links, die beim Draufklicken dem E-Mail-Versender und gegebenenfalls zwischengeschalteten Werbenetzwerken zeigen, dass ich gerade auf diesen Link geklickt habe und unter Umständen auch dafür sorgen, dass mein E-Mail-Profil und mein Online-Profil miteinander verknüpft werden.
Wie schützen wir uns vor Email-Tracking?
Wenn wir diese Funktionsweisen kennen, ist der Schutz eigentlich relativ naheliegend.
- Zum einen wollen wir vermeiden, dass Inhalte nachgeladen werden,
- zum anderen wollen wir modifizierte Links umgehen.
Um das zu machen, brauchen wir erst mal ein vernünftiges Werkzeug und das vernünftige Werkzeug der Wahl ist ein E-Mail-Client.
Tipp #1: Benutze einen Email-Client
Und damit ist das auch Tipp Nummer 1, lies deine E-Mail bitte in einem E-Mail-Client, also in einem extra Programm und nicht ausschließlich im Webinterface.
Ein E-Mail-Client, den du auf deinem Rechner installierst, den du auf deinem Tablet installierst, hilft dir das so zu konfigurieren und verhindert, dass diese ganzen Tracker, die von Werbenetzwerken im Web unterwegs sind, dich auch schon beim E-Mail-Lesen ausspionieren.
Dementsprechend benutze einen E-Mail-Client und da am besten den Thunderbird von der Mozilla Foundation [1]. Das ist Open Source, da weißt du, was du kriegst und da bist du zumindest sicher, dass da vermutlich keine Hintertüren eingebaut sind. Das ist das Beste, was man empfehlen kann. Und es ist auf Basis des Firefox Webbrowsers, den ich für Browsen im Internet empfehle.
Mit dem Tool kannst du auch die folgenden Tipps gut umsetzen.
Tipp #2: Verhindere automatisches Nachladen
Der nächste Tipp ist dann auch, verhindere, dass automatisch Informationen, Elemente nachgeladen werden. Das kannst du im Thunderbird einstellen und dann werden Bilder nicht mehr nachgeladen.
Natürlich sehen die E-Mails dann vielleicht nicht mehr so schick aus mit den ganzen bunten Bildchen, wie du es gerne hättest, aber das tut den Informationen meistens keinen Abbruch und du kannst dich auch jederzeit dazu entscheiden, jetzt für diese eine spezielle E-Mail den Inhalt wieder nachzuladen.
Du musst halt dann die Entscheidung für dich treffen, willst du das oder willst du das nicht, weil natürlich dann wieder Informationen an den Absender ausgegeben werden.
Tipp #3: Lies Deine Mails als Text, nicht als HTML
Der nächste Schritt, mit dem du das Verfolgen verhindern kannst, ist, lass deine E-Mails gleich als Text anzeigen und nicht als HTML. Das ist relativ einfach, auch das kannst du im Thunderbird einfach einstellen, das musst du halt entsprechend konfigurieren.
Natürlich wirkt es optisch nicht so schön, aber die meisten E-Mails werden auch als Text verschickt, die kannst du dann wunderbar lesen und damit verhinderst du diese ganzen Trackingmechanismen.
Tipp #4: Klick nicht auf Links
Dieser Tipp bezieht sich daraus, dass Links in E-Mails entsprechend so modifiziert werden, dass der Absender erkennen kann, ob du drauf geklickt hast oder nicht, und gegebenenfalls auch zwischengelagerte Werbenetzwerke.
Der Tipp dafür ist wirklich so einfach wie er vielleicht manchmal irgendwie auch schwierig umzusetzen ist. Auch wenn die Neugierde noch so groß ist, klick nicht auf Links.
Das ist in vielerlei Hinsicht ein wichtiger Tipp, nicht nur bei Werbenetzwerken, bei E-Mail-Tracking, sondern vor allen Dingen im Hinblick auf Phishing und auf Schadsoftware.
Höre dir in dem Zusammenhang vielleicht nochmal Folge 22 an über Phishing an. Auf E-Mail-Links klicken ist wirklich eine große Gefahr, das ist in derselben Kampfklasse wie irgendwelche unbekannten Programme ausführen oder irgendwelche Anhänge. Da kannst Du Dir alles einfangen.
Also wenn du wirklich den Link öffnen möchtest, dann kopiere dir den angezeigten Text, nicht den Link den Du siehst, wenn Du mit der Maus drüber gehst. Diese beiden Sachen unterscheiden sich meistens, und kopiere das in den Browser, wenn du das machen möchtest.
Oder suche nach dem, wie der Link beschrieben wird, aber klicke nicht direkt drauf. Du weißt nie, auf welcher Seite Du landest.
Tipp #5: Verwende getrennte Email-Adressen
Benutze eine eigene E-Mail-Adresse für jeden eigenen Anbieter, mit dem du zusammenarbeiten möchtest oder wo du was abonnieren möchtest.
Also für jeden Newsletter eine eigene E-Mail-Adresse.
Das ist vielleicht ein bisschen aufwändig, wenn du jedes Mal ein eigenes Google-Mail-Konto eröffnen willst. Aber das funktioniert problemlos, wenn du bei einem Anbieter wie zum Beispiel Runbox.com [2] dir eine E-Mail-Adresse kaufst und dann für wenig Geld 100 Aliase dazu bekommst und dann einfach für jeden Anbieter dir eine eigenen E-Mail-Adresse generieren kannst.
Das geht sehr schnell und einfach und damit verhinderst du, dass diese Daten miteinander verknüpft werden.
Ein guter Email-Anbieter ist generell eine gute Empfehlung.
Die gesammelten Tipps
- Nimm einen E-Mail-Client (den Mozilla Thunderbird), nicht das Webinterface deines Email-Anbieters,
- lass dir deine E-Mails als Text anzeigen,
- lade nicht automatisch Inhalte nach,
- klicke nicht auf Links (das ist eine der wichtigsten Sachen!),
- installiere im Browser auch immer uBlock Origin und
- ich empfehle dir, nimm Aliase für jeden einzelnen Newsletter, den du verwendest und nicht jedes Mal deine gute private E-Mail-Adresse.
Willst Du Email-Tracking selbst ausprobieren?
Wenn du das Ganze mal ausprobieren möchtest, wie diese Tracking-E-Mails aussehen, wie das Ganze funktioniert, es gibt zwei schöne Angebote:
Zum einen der E-Mail Privacy Tester [3]
Du kannst du dir selber eine Tracking-E-Mail schicken und kannst auf der Webseite verfolgen, wie diese Trackingmechanismen gerade funktionieren.
Das ist sehr nett anzusehen, wenn du eine E-Mail dir nur als HTML ohne Nachladen von irgendwelchen Elementen anzeigst, bleibt die Seite weitestgehend bis komplett dunkel, wenn du dann aber auf Nachladen gehst, dann siehst du, dass diese ganzen Mechanismen zuschlagen und du kriegst ein Gefühl dafür, wie leicht dieses Durchschauen eigentlich funktioniert.