Privatsphäre schützen: Facebook ist mehr als die Möglichkeit, Freunden zu folgen und Katzenbilder auszutauschen. Das Netzwerk ist eine gigantische Werbeplattform, auf der die sozialen Funktionen nur als Mittel zum Zweck erscheinen.
Wir schauen uns an, wie Facebook mit personalisierter Werbung Geld verdient und wo die Daten dafür herkommen. Welche Möglichkeiten werden Werbetreibenden geboten? Und welche Gefahren gehen davon aus?
Und natürlich gibt es Tipps, wie Du Facebooks Datensammelwut eindämmen kannst.
Was ist Facebooks Geschäftsmodell?
Mit mehr als 2 Milliarden aktiven Benutzern hat Facebook eine Daseinsberechtigung. Die Funktionalitäten sind für den Benutzer kostenlos, Geld muss Facebook anders verdienen. Dies passiert, indem personalisierte Werbung auf Basis Deiner Daten verkauft wird. Facebook verkauft Unternehmen die Möglichkeit, für ihre Werbung eine genaue Zielgruppe auswählen zu können.
Wie macht Facebook Werbung?
Facebook bietet dem Werbetreibenden drei Methoden zur Auswahl der Werbezielgruppe:
- Mit Core-Audience [1] definiert man klassisch seine Zielgruppe anhand demographischer Daten, Interessen, Verhaltensweisen und Aufenthaltsorten. So kann ein Anbieter von Sportreisen Menschen aus Süddeutschland im Alter von 45-65 mit Interesse am Mountainbike auswählen. Diese bekommen die Werbung dann angezeigt.
- Custom-Audience [2] ermöglicht Unternehmen, ihre bereits bekannten Kunden auch auf Facebook wiederfinden und mit Werbung beglücken zu können. Dazu übermittelt das Unternehmen Facebook eine Liste seiner Kunden und erhält die Möglichkeit, diesen auf dem sozialen Netzwerk Werbung anzuzeigen [16].
- Lookalike-Audience [3] definiert eine Zielgruppe von Facebookbenutzern, die einer bekannten Beispielgruppe ähneln. Hat das werbende Unternehmen also bereits Kunden bekommt es so eine Zielgruppe, die ähnlich strukturiert ist wie die bereits vorhandenen Kontakte. Als bekannte Kunden dienen dabei entweder die Kundenlisten aus dem vorherigen Punkt oder die Fans der eigenen Facebookseite. Die Werbung wird dann Kunden mit ähnlichen Eigenschaften angezeigt.
Ein Werbeumsatz von fast 26$ für jeden amerikanischen Facebookbenutzer [4] macht das offensichtlich zu einem lohnenden Geschäft …
Wie sammelt Facebook Daten?
Facebook verwendet natürlich Deine Likes und die Informationen aus Deinem Profil. Aber auch die Informationen Deiner Freunde werden ausgewertet. In Datenwache 002 kannst Du nochmal hören, wie von Dir selbst bereitgestellte Daten ausgewertet werden.
Zusätzlich werden aber auch indirekt über Dich abgeleitete Daten verwendet.
Tracker und der Like-Daumen
Mit dem Facebook-Pixel [6] und dem Like-Daumen [7] setzt Facebook die klassischen Tracker zur Nachverfolgung ein. Solche haben wir uns schon in Datenwache 006 angeschaut. Besonders ist hier, dass Facebook anhand Deines Facebook-Logins mit dem Daumen die Historie der von Dir besuchten Webseiten Deinem Facebook-Profil zuordnen kann. Das geschieht nur durch Laden der Seite, auch ohne klicken [9].
„Normale“ Datensammler beobachten primär Dein Surfverhalten. Facebook kombiniert das mit Deinen Profildaten. Überlege Dir mal, welche interessanten Kombinationen das ergeben kann.
Zusätzlich kauft Facebook vor allem das offline-Leben betreffende Daten zu, z.B. bei dem aus Folge 4 bekannten Acxiom. Ok, von denen wollen sie sich nach einem der letzten Skandale trennen [17]. Schauen wir mal …
Gefahren von Profilen
Die zu Profilen zusammengeführten Datenmengen ermöglichen tiefgehende Manipulation durch sehr selektives Ausstrahlen von Informationen. Wenn Menschen sehr genau ausgewählt und mit angepassten Informationen versorgt werden können, bietet das nicht nur der Werbung neue Möglichkeiten. Als unterhaltsames Beispiel gibt es Werbung nur für den einen Mitbewohner [18].
Zudem gefährden diese Profile auch Deine Privatsphäre, wenn sie z.B. für Freundesvorschläge benutzt werden. Patienten eines Psychiaters können sich so gegenseitig als Freunde vorgeschlagen werden [11]. Lerne mehr über die Gefahren von Profilen in Datenwache 002.
Schattenprofile
Facebook legt Profile von jedem an, über den sie Daten bekommen können. Wie bei anderen Datensammlern auch ist das jeder, der eine mit einem Tracker ausgestattete Webseite aufruft. Das heißt im Falle von Facebook aber, dass auch von Nicht-Facebook-Benutzern Profile angelegt werden. Das soziale Netzwerk nicht verwenden schützt Euch also nur zum Teil. Ihr reduziert damit Eure Daten nur um den von Euch selbst gelieferten Anteil.
Tipps zum Schutz vor Facebook-Verfolgung
Zwei Methoden helfen, Deine Datenspuren bei Facebook zu reduzieren:
1. Der Facebook-Container [12] des Firefox-Browsers [13] ermöglicht Dir, Facebook in einem besonders geschützten Tab zu verwenden. So kannst Du verhindern, dass Webseiten, und damit Like-Daumen und Facebook-Pixel, in anderen Tabs auslesen können, welcher Benutzer Du bei Facebook bist.
Dazu benutzt Du Facebook immer nur in einem speziellen Tab. Andere Webseiten öffnest Du nie in diesem Tab, sondern in einem neuen. Dadurch wird die Verknüpfung Deines Facebook-Kontos mit Deinem Surfverhalten erschwert.
2. Deutlich weiter geht das schon öfter angesprochene ublock-origin [14], dass das Laden vieler Tracker, auch des Facebook-Daumens, verhindert. Ich habe Dir eine Anleitung erstellt, wie Du das Plugin im Firefox-Browser in 5 Minuten installierst und direkt anonymer surfst.
Hier findest Du die gesammelten Tipps für die Sicherheit Deiner Daten und Deiner Privatsphäre.
Links
[1] Facebook Core-Audiences [2] Facebook Custom-Audience [3] Facebook Lookalike-Audience [4] Heibel BörsentickerDie Zahlen sind mit Genehmigung Herrn Heibels aus der kommerziellen Version zitiert. Die freie Version betrachtet in der genannten Ausgabe aber auch einige interessante Aspekte der aktuellen Wertentwicklung der Facebook-Aktie. [5] Die Datenwache 002: “Daten, Daten, Daten überall” [6] Facebook-Pixel [7] Facebook Like-Button [8] Datenwache 006: Nur bunte Bildchen? Werbung im Netz [9] Der Facebook Like Button [11] Kashmir Hill: Facebook recommended that this psychiatrist’s patients friend each other [12] Facebook-Container [13] Firefox-Browser [14] ublock origin [15] personalisierte Werbung extrem [16] Facebook Hilfeseite für Kundendaten [17] Reuters: Facebook trennt sich von Datenhändlern [18] personalisierte Werbung extrem original
im Wortlaut: die komplette Folge zum Nachlesen
Hallo! Herzlich willkommen zur 7. Folge der Datenwache, dem Podcast, in dem es um die Sicherheit deiner Daten und deiner Privatsphäre im Internet geht. Ich bin Mitch, unser Thema heute ist Facebook und wir schauen uns jetzt im Folgenden erstmal an, womit die Firma eigentlich ihr Geld verdient, welche Daten Facebook woher eigentlich bekommt und welche Gefahren aus diesen Daten erwachsen und natürlich auch wie man sich davor schützen kann.
Facebook hat seine Daseinsberechtigung
Ich könnte mich jetzt hier hinstellen und sagen, Facebook und diese ganzen Social Networks, braucht ja kein Mensch das Gelump. Abmelden, Account löschen, Thema durch. Einfache Lösung, aber nicht wirklich praktikabel. Für viele sind diese Social Networks schon ein ganz wesentlicher Bestandteil des Lebens und das wird auch immer mehr. Wir haben auch gesagt, wir gucken uns hier das Problem an. Wir versuchen da eine Lösung zu finden, die für uns akzeptabel ist, das ist für jeden individuell anders, aber wir machen nicht dieses Schwarz-Weiß-Denken hier.
Offensichtlich hat Facebook auch irgendwas, was die Menschheit will, weil es gibt so mittlerweile mehr als 2 Milliarden aktive Benutzer und die finden scheinbar irgendwas an diesem Netzwerk.
Facebooks Geschäfte laufen
Was mittlerweile auch kein Geheimnis mehr ist, dass Facebook das ganze Netzwerk jetzt nicht nur aufgebaut hat, damit diese 2 Milliarden Menschen schön miteinander kommunizieren können und sich mehr oder weniger sinnvolle Sachen in ihre Timeline schreiben, sondern Facebook verdient Geld mit Daten. Und zwar nicht, indem es Daten verkauft, sondern indem es Werbung basierend auf diesen Daten verkauft. Der Heibel-Börsenticker [4] vom 27. Juli sieht das ausgesprochen positiv, Geschäft scheint zu laufen, schreibt er und sagt, dass bei den US-Amerikanern mittlerweile fast 26 Dollar Umsatz pro Nutzer erzeugt werden und dass das für die europäischen und die asiatischen Nutzer auch noch in die Richtung gehen wird und dass die ganzen anderen Produkte von Facebook noch gar nicht monetarisiert sind, dass da noch viel Potenzial nach oben ist. Das heißt dieses Geschäft mit Werbung, das läuft.
Welche Werbung bietet Facebook an?
Facebook bietet seinen Kunden jetzt 3 verschiedene Arten von Werbung an. Das ist dann die sogenannte Core-Audience, die Custom-Audience und die Lookalike-Audience. Die schauen wir uns jetzt mal der Reihe nach an.
Core-Audiences
Core-Audience, das ist so das klassische Beispiel dafür, wenn man personalisierte Werbung sich anschaut. Da geht der Werber hin und definiert seine Zielgruppe nach demografischen Daten wie Alter, wie Geschlecht, aber auch nach zum Beispiel dem Wohnort, nach dem Verhalten, was für Hobbys hat derjenige. Daraufhin kann man dann entsprechend für diese Zielgruppe Werbung schalten.
Custom-Audiences
Bei der Custom-Audience ist es eigentlich schon einen Schritt weiter. Da geht der Werber hin, der Kunde, der da Werbung schalten möchte bei Facebook und übermittelt Facebook die Daten seiner Kunden im Sinne von, das sind Kunden, die ich schon habe und denen möchte ich jetzt weitere Werbung zuspielen. Das heißt das sind schon Bekannte, die man über die E-Mail Liste, zum Beispiel, wenn man denen schon was verkauft hat, die man dann anspricht.
Lookalike-Audiences
Das 3. und vielleicht auch das faszinierendste Medium sind diese sogenannten Lookalike-Audiences. Der Name sagt es schon ein bisschen, da gibst du Facebook eine Gruppe von Leuten und sagst, das sind schon meine Kunden, die kenne ich schon und jetzt gib mir Kunden, die ähnlich ticken, die ähnlich von der Altersstruktur sind, von den Hobbys sind, von den Orten sind, wo sie sich aufhalten, gib mir die und denen möchte ich meine Werbung ausspielen, weil die scheinen ähnlich denen zu sein, die schon mal gekauft haben.
Wo wird Facebook-Werbung angezeigt?
Die Werbung soll dann ausgespielt werden und da gibt es auch verschiedene Kanäle. Zum einen wird die Werbung dann in Facebook selber ausgespielt, sodass du die in deiner Timeline entsprechend siehst. Da gibt’s die Möglichkeit das Ganze in Instagram anzeigen zu lassen, das gehört auch seit einiger Zeit zu Facebook. Der Facebook-Messenger ist ein mögliches Ziel der Werbung und dann gibt es noch die Möglichkeit das Ganze im sogenannten Audience Network abzuspielen. Das heißt, das sind dann Partner, die für Facebook Werbung anzeigen. Es ist gerade in Diskussion, ob auch in WhatsApp Werbung angezeigt wird. Es heißt ab 2019 soll das dann soweit sein. Allerdings da scheinbar dann so, dass Firmen, die sowieso schon mit ihren Kunden über WhatsApp in Kontakt sind, den Kunden dann über die Kanäle entsprechend ihre Werbung zeigen zu können. Das scheint dann ein bisschen anders zu laufen als es jetzt im Augenblick bei Facebook läuft.
Woher bekommt Facebook die Daten?
Aber die interessante Frage ist ja, welche Daten hat Facebook denn überhaupt und woher kommen diese Daten, worauf basierend dann die Werbung geschaltet wird?
Von Dir selbst gelieferte Daten
Da gibt es durchaus unterschiedliche Quellen. Eine davon sind mal die Daten, die wir selber geliefert haben. Wir haben uns in Folge 2 angeschaut, dass ich grob nach 2 verschiedenen Arten von Daten unterscheide. Den Daten, die wir selber liefern und die Daten, die aus unserem Verhalten abgeleitet werden und so ist das auch hier. Zum einen gibt es erst mal die Daten, die wir zum Beispiel durch unsere Likes, aber auch die Likes unserer Freunde zur Verfügung stellen. Das ist natürlich relativ direkt, wenn ich irgendeine Ernährungsform mag, wenn ich irgendein Produkt mag, dann ist das natürlich relativ offensichtlich. Das heißt insgesamt meine Profile sowohl auf Facebook als auch auf Instagram werden benutzt, um Werbung für mich maßzuschneidern. Aber auch Orte, die ich besucht habe.
abgeleitete Daten: social-plugins sind auch nur elende Tracker
Ein bisschen interessanter wird es dann bei den sogenannten Social Plugins. Das sind zum Beispiel dieser Facebook Daumen, dieser Like-Daumen, den du auf irgendwelchen Webseiten siehst, oder solche Möglichkeiten Kommentare von irgendeiner Facebook-Seite auch auf der Webseite anzeigen zu lassen. Nur weil das Zeug jetzt Facebook heißt, ist das keinen Deut besser als diese Tracker, die wir in der Folge Nummer 6, in der Folge über Werbung, uns angeschaut haben.
Denn was hier passiert, ist folgendes. Auf dieser Webseite ist jetzt dieser Facebook Daumen eingebunden. Wenn die Seite von dir geladen wird, dann lädst du meinetwegen wieder von der Zeitungsseite, den Inhalt, den Artikel und die Bilder, aber dieser Daumen kommt nicht von der Zeitungsseite, sondern dieser Daumen kommt von Facebook. Nachdem Facebook dir den Daumen liefern muss, die Grafik und der Code, der dahinter ist, weiß Facebook in dem Moment deine Internetadresse und wer du bist und dass du diesen Artikel liest.
was Facebook so alles erfährt: Der Like-Button
Facebook selber schreibt, sie erfahren mindestens mal deine Benutzer-ID, wenn du dich bei Facebook vorher eingeloggt hattest, sie wissen, welche Seite du aufgerufen hast, zu welchem Datum um welche Uhrzeit und sie erfahren auch wieder Browser-Details, das wird nachher wieder interessant. Aber das ist genau das klassische Verhalten, was jeder andere Werbe-Tracker auch hat. Die Seite wird geladen, über einen fremden Server wird ein Code runtergeladen, der wird bei dir ausgeführt und du wirst darüber wiedererkannt. Jetzt erkennt dich halt Facebook wieder und nicht irgend so ein anderes gammeliges Werbenetzwerk. Das ist derselbe Scheiß in Grün. Das macht überhaupt gar keinen Unterschied. Das Ganze gibt’s in verschiedenen Ausführungen. Bei dem Facebook Daumen, da wird man dann noch irgendwie selber zum Komplizen von dieser ganzen Nummer gemacht.
das Facebook-Pixel
Es gibt aber auch die Business Tools, die ermöglichen dann zum einen so einen Facebook Pixel einzubinden, klingt ja total super, so ein kleines nettes Pixelchen, ist aber nichts anderes als ein Tracker auf einer Webseite. Wie es vorher die Werber-Tracker waren, ist es jetzt halt ein Pixel. Der sorgt dafür, dass ein Werbetreibender auf seiner Webseite dich erkennen kann und hinterher zum Beispiel in so einer Custom-Audience Werbung genau dich adressieren oder auf Basis von dir andere Personen suchen kann, denen er Werbung ausspielen möchte.
Daten aus Apps
Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass Facebook zum Beispiel in Apps eingebunden wird. Die ZDF-App hatte zum Beispiel unter Android so ein lustiges Verhalten, dass bei jedem Start die IP-Adresse, also die Internetadresse deines Telefons an Facebook gemeldet wurde, welche Spracheinstellungen du hast, was deine Werbe-ID ist, also alles so Informationen, die überhaupt nicht wichtig sind für das Funktionieren vom ZDF, aber die entsprechend ermöglicht wurden.
single-sign-on
Was ganz Perfides, Single Sign-On, super praktisch. Du gehst auf eine neue Webseite, du möchtest dich anmelden. Das Ding sagt dir, du kannst entweder via E-Mail-Adresse und Passwort dich anmelden oder mach es doch ganz praktisch, melde dich doch über dein Google-Konto oder dein Facebook-Konto an. Ich denke, euch ist klar, was passiert, wenn ihr das macht. Genau. Facebook weiß natürlich, dass ihr auf dieser Seite seid und ihr habt noch schön die Abhängigkeit, wenn irgendwann Facebook mal aus irgendeinem Grund der Meinung ist, dass euer Account nicht mehr gültig ist, dann könnt ihr euch wenigstens nirgendwo einloggen, dann habt ihr wenigstens mal ein bisschen digitale Auszeit. Ist natürlich schön, aber ansonsten ihr merkt, das ist keine gute Idee.
Zugekaufte Daten
Was dann noch ganz interessant ist, ist, dass Facebook relativ viel Daten auch von externen Datenhändlern zukauft, unter anderem zum Beispiel von Acxiom, kennen wir ja noch aus Folge 4. Da geht es vor allen Dingen um Daten, die mehr so das Offline-Leben betreffen, also Informationen aus irgendwelchen Geschäften. Die Daten werden dann zugekauft, damit Facebook zusammen mit diesen online-basierten selbst gesammelten Daten ein schönes Gesamtbild von euch machen kann.
Was macht Facebook mit den Daten?
Facebook erstellt aus den Daten Profile mit tausenden von Attributen
Dieses Gesamtbild nennt sich dann entsprechend Profil und die Webseite ProPublica hat in so einer Crowd-basierten Aktion mal Benutzerattribute einschicken lassen, mit denen sie bei Facebook charakterisiert worden sind. Da gibt’s dann eine Sammlung von 52.000 Stück. Die kann man sich auch herunterladen. Den Link wie immer in den Shownotes. Da gibt es natürlich auch immer mal so die lustigen Anekdötchen wie stillt diejenige vielleicht auch in der Öffentlichkeit? Das sind also so Sachen, die offensichtlich als Attribut in einem Profil wichtig sind, weil solche Leute kann man vielleicht mit anderer Werbung ansprechen als andere Personen.
Und wenn man einfach nicht zu Facebook geht? Schattenprofile
Jetzt kann man natürlich sagen, dann gehe ich halt nicht auf Facebook, das löst das Problem dann auch. Leider nicht so wirklich, denn die sogenannten Schattenprofile, das heißt Profile von Personen, die keinen Facebook-Account haben, die gibt es nun mal ganz offiziell. Facebook hat auch irgendwann gesagt, sie strahlen natürlich auch Werbung für Leute aus, die kein Facebook-Profil haben. Denn ganz klar, diese Werbe-Tracker, die funktionieren ja auch, unabhängig davon, ob ihr bei Facebook eingeloggt seid oder nicht. Wenn ihr auf eine Webseite geht und der lustige Facebook Daumen wird geladen, dann erkennt der die Informationen über euren Browser unabhängig davon, ob ihr bei Facebook seid oder nicht. Das funktioniert wie ein ganz normales gammeliges Werbenetzwerk auch und das ist auch derselbe Scheiß in Grün. Das wird noch ein bisschen perfider, wenn es mit den Daten angereichert wird, die ihr selber Facebook zur Verfügung stellt. Wenn ihr die aber jetzt nicht zur Verfügung stellt, dann funktioniert das wie ein ganz normales Werbenetzwerk. So oder so, also de facto haben die uns damit natürlich schon am Nacken.
Die Gefahr von Profilen
Die Gefahren daraus ganz klar. Wenn solche Datenmengen zur Verfügung stehen, solche Zusammenhänge daraus auch abgeleitet werden können, dann hat das natürlich unendliche Möglichkeiten der Manipulation. ProPublica hat zum Beispiel ein Experiment gestartet, Immobilienwerbung zu machen und die extrem rassistisch anzulegen, was du vielleicht so in der Zeitung nie im Leben machen würdest. Aber da hatten sie mal gesagt, strahle die Werbung bitte nicht an irgendwelche Afroamerikaner aus und haben auch glaube ich Mexikaner und sonst was noch in diese Gruppen reingenommen, sondern nur schön am besten groß, blond, blauäugig. Sowas würdest du natürlich draußen nie im Leben als Anzeige durchkriegen. Im Netz offensichtlich gar kein Problem.
Auch diese Machtkonzentration, die einfach damit zusammenhängt, dass so unendlich viele Daten über die einzelnen Personen da sind und man schlicht und ergreifend nicht weiß, wie die ganzen Sachen miteinander verknüpft werden und was daraus abgeleitet wird, das ist einfach ein Problem.
Das Ganze ist auch ein Problem für die Privatsphäre. Diese Vorschlagsfunktionalität Find your Friends, wo dir Leute vorgeschlagen werden, die du vielleicht kennen könntest, mag super praktisch in manchen Situationen sein, ich finde es manchmal nur erschreckend, wie einem die Leute vorgeschlagen werden und wie man dazugekommen ist jetzt auf einmal. Aber es gibt auch solche Situationen, wo Patienten eines Psychologen dann sich gegenseitig vorgeschlagen kriegen, weil sie haben alle dieselbe Telefonnummer, nämlich die von dem behandelnden Arzt im Telefonbuch haben. Oder die Anekdote von dem Samenspender, dem sein gezeugtes Kind als Kontakt vorgeschlagen wird. Oder die Prostituierte, die ihre Freier als Freunde vorgeschlagen kriegt. Ob das jetzt irgendwie wirklich toll ist, das sind einfach Möglichkeiten, die diese Daten bieten.
Tipps für mehr Schutz vor Facebook
Jetzt kann man akzeptieren, dass diese Netzwerke da sind, aber man muss zumindest schauen, was passiert mit diesen Daten oder so finde ich, verhindern, dass diese Daten im großen Stil anfallen.
Datensparsamkeit
Ihr habt es natürlich selber in der Hand, wie viel ihr bei Facebook reinschreibt oder nicht reinschreibt. Schwieriger ist diese komplette Überwachung zu verhindern, wobei wir da natürlich in der Vergangenheit schon ein paar Methoden kennengelernt haben.
Tracker blockieren mit ublock origin
Das schärfste Schwert, das wir haben, ist uBlock Origin und das funktioniert hier genauso. Das filtert auch den Facebook Daumen raus und damit könnt ihr natürlich wunderbar durchs Netz surfen und reduziert, genau wie bei jedem anderen Werbe-Tracker auch, die Daten, die an Facebook geliefert werden. Jetzt kann es aber sein, dass ihr Facebook benutzen wollt und dann hilft euch ein AdBlocker für Facebook relativ wenig.
Der Firefox Facebook-Container
Aber was funktioniert, ist, wenn ihr den Firefox-Browser verwendet, gibt es ein Plugin von Mozilla, also dem Hersteller des Firefox, das nennt sich Facebook Container. Das sorgt dafür, dass die Daten von Facebook innerhalb dieses Containers ich sag mal gefangen bleiben, eingesperrt bleiben. Die Idee dahinter ist, die Cookies, die zum Beispiel von Facebook gesetzt werden, können dann Webseiten außerhalb dieses Containers und das ist wirklich nur ein Tab, das sieht ein bisschen anders aus, aber da läuft Facebook drin und im nächsten Tab läuft eine andere Webseite, diese Webseiten außerhalb dieses Containers in einem anderen Tab können nicht die Facebook-Daten lesen. Damit kann der Daumen auf der Zeitungsseite zum Beispiel nicht erkennen, wer ihr bei Facebook seid. Das ist besser, aber noch lange nicht gut. Deutlich besser ist es, wenn ihr mit uBlock Origin da rangeht, aber das sind zumindest die beiden Möglichkeiten, wie ihr ein bisschen eure Datenspuren reduzieren könnt.
Hier findest Du die gesammelten Tipps für die Sicherheit Deiner Daten und Deiner Privatsphäre.
Zusammenfassung
Damit kommen wir auch zur Zusammenfassung. Wir haben uns angeschaut, dass Facebook seine Milliarden primär mit Werbung auf Basis von Daten verdient und nicht die Daten selber verkauft, es gibt verschiedene Arten diese Werbung oder die Werbe-Zielgruppe auszuwählen und es gibt verschiedene Kanäle, auf denen die ausgespielt werden kann von Facebook über Instagram, im Messenger oder im Netzwerk von Werbepartnern.
Die Daten kommen zum einen von Facebook selber, aber auch von solchen Social Plugins wie zum Beispiel dem Like-Daumen, aber auch von Business Tools wie diesem Sale Pixel, das eingebunden wird in Webseiten oder in irgendwelchen Apps oder diesem unsäglichen Single Sign-On. Und natürlich werden Daten von Acxiom, dann Datenhändlern hinzugekauft.
Die Gefahren sind, Profile werden gebildet, womit wir in Kategorien gepresst werden, egal ob wir bei Facebook sind oder über Schattenprofile auch, wenn wir nicht bei Facebook sind. Wir können einfach manipuliert werden und haben eine Machtkonzentration ohnegleichen bei einer Firma.
Als Gegenmaßnahme wie immer, wir benutzen unseren uBlock Origin. Das schützt deutlich besser als alles andere. Aber wenn wir Facebook auch benutzen wollen, Firefox Facebook Container ist eine Möglichkeit, um zumindest ein bisschen unsere Datenspuren zu reduzieren.
Wenn du das nochmal nachlesen möchtest, was ich hier heute erzählt habe oder dir die Links angucken möchtest, das sind jetzt relativ viele diesmal sogar geworden, dann schaue in die Shownotes unter www.datenwache.de/7 und dann würde ich mich freuen, wenn du mir eine Mail schreibst an podcast@datenwache.de, was hat dir gefallen, was fehlt dir und dann hören wir uns in 2 Wochen wieder.
Euer Mitch.